Wo sich trifft wer sein Essen knippst 1/2

Letzte Woche waren Herr Bentoesser und ich in Berlin beim Foodbloggercamp. Ein Barcamp, wo es nur eine grobe Organisation gibt und ansonsten die Teilnehmer alles selber machen. Nicht unser erstes, aber das erste Mal mit diesem Thema. Und der erste richtige und nicht-virtuelle Kontakt mit „diesen Leuten, die ihr Essen fotografieren“.

foodbloggercamp-logo

Ich lese schon lange Foodblogs. Um neue Dinge kennen zu lernen und andere Einstellungen und Arbeitsweisen zu sehen und zu lesen. Ich bin aus Prinzip neugierig auf alles. Unser eigenes Blog-Ding hier, das war für mich noch nicht so ganz das selbe. Wir sammeln ja nur Bilder von der ganz alltäglichen Mahlzeit. Was ist das schon?
Mir macht es natürlich Spaß mit dem Blog herum zu spielen. Mal ein eigenes Rezept zu posten. Zu überlegen, wie man das Labskaus wenigstens halbwegs für ein Fotoshooting gestylt bekommt (überlege ich übrigens immer noch). Aber ein wenig Angst hatte ich vor den „Anderen“. Die das alles so professionell machen, ganz viel Wissen, noch mehr können und vermutlich auch besser und netter und schöner und größer und wasweißich sind als ich. Ähm. Ja. Ein wenig dämlich, ich weiß.

Die Diskussionen im Vorfeld, um Orga-Dinge, um Vortragsarten, um Themen, Sponsoren, Zeitverteilung… das hat mich erschreckt. Jeder schien genau zu wissen was er mindestens und unbedingt haben wollte. Und das war nicht unbedingt immer das gleiche. Ich habe zwar keinen Eierkuchen-Frieden erwartet, irgendwie aber wenigstens irgendeine Art von allgemeiner Akzeptanz anderen Meinungen gegenüber, professionelles Umgehen miteinander oder irgendwie so etwas. Doch das hat mich immerhin nicht von der Teilnahme abgehalten. Ich hatte vorher allerdings gedacht, dass die Art von Leuten, die auf das Camp kommt, irgendwie homogener ist.

Das Kennenlern-Essen am Donnerstag Abend war sehr übersichtlich. Für die große Anzahl an Teilnehmern hatte ich mehr erwartet. Es war ok und erfüllte seinen Zweck. Ich habe gelernt, dass Leute von sehr weit kommen, um 180° unterschiedlich sein können und teilweise auch ganz andere Vorstellungen davon haben, was das Camp ist und macht. Dass man abendliche Tiramisu-Sessions unbedingt besuchen sollte. Keiner hat mich ausgelacht oder gebissen. Die… die waren so, so… normal!

Nach einer Nacht im Hotel mussten wir nur ein paar Treppen hinunter und standen schon am Ort des Geschehens. Ok, das ist schon nicht schlecht! Und der Ort selber – das Kochatelier – gefiel mir sehr gut. Schöne, helle Küchen. Gut aufgeteilt und einladend gleich die Geräte auszutesten. Hier würde ich gerne einen Kochkurs belegen! Als ersten Eindruck für das Foodbloggercamp fand ich es allerdings furchtbar. Die Tische für die Teilnehmer eng und ohne irgendeinen ruhigen Fleck. Um von meinem Platz zum Frühstück zurück zu kommen musste ich diverse Leute aufstehen lassen, weil es zwischen den Tischen weder vor noch zurück ging. Untendurch war auch nicht besser.  Aber das wurde später zum Glück anders.
Zu viele Leute sind für mich immer anstrengend, solange ich nicht wenigstens halbwegs abseits stehen oder sitzen und beobachten kann.

Eindruck beim Frühstück: Das sind aber echt viele Leute! Die meisten schienen zu wissen, was los ist. Nahmen sich Messer aus einer Schublade und schnitten das nebenstehende Obst für ihr Müsli klein. Sehr leckeres Müsli, so ganz nebenbei. Nur etwas planlos auf der Küchenanrichte präsentiert.
Andere suchten Kaffee. Äh, nein, sorry, weiß ich auch noch nicht. Und wie bitte? Ob es irgendeinen veganen Aufstrich gibt? In herzhaft, nicht süß? Auch nicht, tut mir leid. Ich habe gerade erst den ganzen Käse entdeckt. Ja, der ist noch zu. Aber vermutlich zum Aufmachen und Genießen gedacht. Denke ich. Laktosefrei? Uff… naja, aus Schaf. Hilft das? Nein? Dann kann ich auch nicht weiter helfen.
Irgendwie habe ich immer ein unsichtbares Schild „Ich bin Helfer, frag mich“ um den Hals.

Ja, es ließ sich alles finden und war auch nicht zu wenig. Höchstens etwas süß-lastig. Aber für das nächste Mal hätte ich den Tipp es doch mal mit Schildern oder zumindest einer anderen Anordnung zu versuchen. Viele Leute brauchen das wohl nicht aber gerade schüchternen Erstbesuchern mit Nahrungsmittel-Intoleranz o.Ä. könnte so geholfen werden. Wenn man sich noch nicht traut den Kühlschrank oder Schrank zu öffnen. Und wenn die Orga schon so tolle Sachen wie die giftgrünen Kreide-Wegweiser von der Bahn zum Atelier schafft, dann sollten in paar Schildchen doch im Handumdrehen zu machen sein.

Nach einer kurzen Begrüßungsrunde wurden Barcamp-Typisch die Sessions geplant. Interesse schien vor allem an Blog-Technik-Dingen zu bestehen. Das war für mich nicht unbedingt etwas, weil ich es ja nicht mal schaffe regelmäßig irgendein Rezept zu posten. Da bin ich von irgendwelcher Monetarisierung meilenweit entfernt. Unsere rudimentäre SEO reicht für unsere Zwecke aus. Und wer meine Fotos klauen will hat selber Schuld. Da hätte ich eher ein „Wie mache ich das beste aus meiner mickrigen kleinen Kamera“ gebraucht. Aber das ist ok, ich bin halt nicht unbedingt der Teilnehmer-Durchschnitt.

Ein wenig schade – aber das sage ich nach fast jedem Barcamp – fand ich, dass nicht wirklich stark versucht wurde ängstliche Leute zum Session-Halten zu bringen. Es wurde gefragt wer etwas halten oder hören möchte. Das jeder frei ist etwas zu tun. Aber nach Ende der Planung, mit noch einigen freien Slots, hörte ich um mich herum schon einiges Zaudern von Leuten, die eigentlich gerne etwas gemacht hätten aber sich nicht ganz getraut hatten. Weil ja andere schon schneller nach vorne gelaufen wären und scheinbar viel besser wüssten, was sie machen wollen. Und das das Eigene dann vielleicht nicht so professionell oder gewünscht wirken würde.
Da würde nochmaliges Hinweisen, das wirklich alles an Sessions toll ist, hilfreich sein. Am Besten bevor alle, die genau schon wussten, was sie wollen, nach vorne stürmen. Aber wie gesagt, dass sehe ich bei vielen Barcamps.
Ich hatte mich schon zu hause entschlossen nichts zu halten. Das hat dann nicht ganz funktioniert, weil die Frage nach Sauerteig aufkam. Und ob den nicht jemand hier machen wollen würde. Mein energischer Zuruf, das nur mit Mehl und Wasser das Camp einige Tage zu kurz für so etwas sei, brachte mir eine Session darüber ein. Huch!

Zuerst besuchte ich die Sketchnotes-Session von livelifedeeply. Die Idee kannte ich, mache das manchmal auch so. Aber das es da einen offiziellen Namen zu gibt war mir gar nicht bewusst. Spannend! Und nicht mal nur Foodblog-spezifisch.

sketch1

Danach wollte ich eigentlich zu Simone von LeckerBox und der Bento-Session. Dumm nur, dass da mein Sauerteig lag. Mit drei Leuten unterhielt ich mich dann also nett über Brotbäckerein (sorry, ich wusste echt nicht was man zu Sauerteig theoretisch so groß machen kann). Scheinbar sind bisher alle Blogs, die verkomplizierte Brotbackaktionen zeigen, an mir vorbei gegangen. Aber ich denke das interessierte mich auch nie, weil ich seit Jahren mein eigenes Brot backe und das zu langweilig-alltäglich für mich ist, als das ich da extra Blogs zu lese. Nächstes Mal züchte ich ein paar Schüsseln Sauerteig und bringe sie mit.

Dann war irgendwie schon Mittagessen aber nichts mehr vorbereitet, was ich essen könnte. Macht mir nichts, das bin ich gewöhnt. Und weil ich schon gelernt hatte, dass man sich „im Rewe“ an den Lebensmitteln bedienen kann, haben wir halt einen leckeren Gemüsereis gekocht.

Dann ging es zu der Gewürz-Verkostung von Sonnentor. Ich war neugierig, weil ich meine Gewürzmischungen eigentlich nur selber mache aber immer Inspiration dafür suche. Spannend! Kornblume und Rosenblüten als Zutaten sind super! Aber am Besten fand ich die Lavendel-„Badezusatz“-Mischung. Mist, ich habe vergessen wie die hieß.

Als nächstes ging es wieder zurück in den vierten Stock (warum kommen die Aufzüge nie, wenn ich davor stehe?). Es ging um die Pilzpaket-Pilze. Gezüchtet aus vorgeimpften Kaffeesatz-Boxen und zum Weiterernten mit eigenem Kaffeesatz umgetopft in Blumenkübel. Das ist genau das richtige für mich! Selber Dinge ziehen, damit experimentieren und zwischendurch Herummatschen.

Die letzte Session war dann das Sushi-Rollen von my little japanese world. Schön mal die Tipps und Tricks zu sehen. Meine heimischen Rollen sehen doch etwas anders aus.

Dann leerten sich die Räumlichkeiten irgendwann. Vorne wurde reichlich Wein gekostet. Draußen auf dem Hightech-Grill gegrillt. Ich habe etwas aufgeräumt (ich mag nicht alles einfach liegen lassen, selbst wenn es Helfer dafür gibt. Mindestens meinen eigenen Dreck kann ich schon wegräumen) und Franzbrötchenteig vorbereitet. Mit einer anderen hamburger Bloggerin (Hallo! Wer bist du? Mein Namensgedächtnis ist so löchrig!) hatte ich beschlossen, dass so etwas eine gute Idee wäre. Nach Berechnung der nötigen Aufwachzeit, wenn die Teile passend zum Frühstück fertig werden sollten habe ich dann lieber das Experiment gewagt und den Hefeteig über Nacht in die Kühlung gestopft. Nicht optimal, aber etwas faul bin ich eben.

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3 Comments

  1. Mari sagt:

    Hallo Melanie,
    ich habe deinen Bericht mit Begeisterung gelesen. Du hast die Lage so beschrieben, wie ich sie auch erlebt habe. Danke dafür.
    Die Lavendel-Gewürzmischung müssten das „Blütenhäubchen“ sein.
    Ganz liebe Grüße, ich freue mich schon auf Teil 2 deines Berichts.
    Mari

    1. Melanie Helke sagt:

      Jaaa! Das war es glaube ich! Danke! 🙂 Auch für das Lob.
      Liebe Grüße,
      Melanie

  2. Hallo Ihr Zwei, auch ich bin schon gespannt auf Teil zwei. Beste Grüße aus Salzburg, Claudia

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