Sonne, Rauch und Fleischeslust: Das Grillcamp Hamburg
Am 4. und 5. Juli fand das dritte Hamburger Grillcamp statt. Das ist ein Barcamp zum Thema „Grillen“. Barcamps sind sogenannte „Unkonferenzen“. Workshops und Vorträge wie auf einer Konferenz, dafür keinerlei steife Planung und Trennung in Zuhörer und Redner. Jeder bringt sein Wissen mit, kann sich zum Start spontan als Referent anbieten oder bei anderen Leuten nach einem Thema fragen, dass ihn interessieren würde. Alles locker und spaßig.
Endlich schaffe ich es, meinen Bericht darüber zu schreiben. Aber das kommt jetzt immerhin sehr passend für unsere Blogparade „Grillen“.
Barcamp mit Planung
Wie auf dem Foodbloggercamp funktioniert das Prinzip Barcamp auf dem Grillcamp nicht wirklich ganz frei. Schließlich müssen vorher Lebensmittel besorgt werden, die verfügbaren Grillplätze grob abgesprochen und die Zeiten halbwegs getimed sein. Aber ehrlich – auf einem „normalen“ Barcamp bringen ja auch genug Leute schon Laptop und fertige Präsentation mit. Völlig spontan ist das auch nicht immer. Trotzdem starteten wir auch auf dem Grillcamp natürlich jeden Tag mit einer Sessionvergabe, die sich teilweise sehr nach Fischmarkt anhörte. Wir haben noch Kabeljau! Wer nimmt ihn! Und Wüüüüürstchen!
Was ist ein Grillcamp?
Das viel gegrillt werden würde war ja klar. Ich habe angenommen, dass viele der Teilnehmer „Hardcore-Griller“ sein würden. Leute, meist männlich, die sich freuen, das auf händisch ausgewählten Kohlen auf den Punkt gegarte Fleisch mit der passenden selbstgemachten Marinade zuzubereiten. Die das halbe Schwein gerne selbst zerlegen, die Lieblings-Chili-Gewürzmischung in großen Eimern aus dem Ausland importieren und vor Experimenten jeder Art nicht zurück schrecken.
Ja, ok. Etwas überzogen. Aber ich hatte schon gedacht, dass man auf mehrere dieser Spezies treffen würde.
Als dann bei der üblichen Vorstellungrunde die meisten von sich als „Anfänger“ sprachen, war ich schon etwas überrascht. Männer gab es aber definitiv mehr als Frauen.
Fleisch, Fisch und Großes Fressen?
Schnell vorweg: Mir hat das Grillcamp gefallen. Und wenn es zeitlich passt, dann bin ich gerne nächstes Jahr wieder mit dabei.
Warum ich das so betone? Ich bin leider auch der Meinung, dass einige Dinge nicht so wirklich toll gelaufen sind. Das hat wenig mit dem Organisator zu tun, sei hinzu gefügt.
Wie geschrieben gab es scheinbar wenig Leute, die wirklich von sich aus ein größeres Interesse an Wissensaustausch, -vermehrung oder Experimenten hatten. Es ging eher um… FLEISCH! Essen! Dabei ein Bier trinken.
Ein tolles Beispiel finde ich dieses Grillgut hier:
Stücke vom wolligen Mangalica Schwein, auf dem handlichen Cobb-Grill (Hauptsponsor) gegrillt. Wunderbar! Wo bekommt man so etwas schon einmal zur freien Grill-Verfügung? Wie viele der Teilnehmer haben das schon mal probiert? Vielleicht hat es ja besonderen Eigengeschmack?
Leider schienen wenig Leute daran Interesse zu haben. Was ist das? Irgendein Schwein. Ach so. Nö, hatte ich vorhin. Ist das Steak bald fertig?
Ein anderes Problem waren die Räumlichkeiten. Eigentlich toll in einer Schule. Im oberen Stockwerk konnte die geräumige Lehrküche zum Zubereiten genutzt werden, die versammelten Grills und Bänke standen im Innenhof. Nur führte das dazu, dass die wenigen (und Sonntag deutlich weniger werdenden) Teilnehmer, die auch wirklich etwas oben zubereiteten, nicht mitbekamen, wenn unten etwas fertig wurde. Ich kann leider definitiv nicht behaupten, dass ich mich am Campwochenende überfressen hätte.
Danke an den Helden, der uns am Sonntag in der Küche immer mit Stückchen der Würstchen vom Sponsor Grillido versorgte! Zum Glück hatte ich auch Herrn Bentoesser dabei, der mir zwischendurch kleine Häppchen erjagen konnte. Sonst hätte ich weder vom Steak noch von den Burgern etwas abbekommen. Andere Dinge kenne ich nur von den Twitter-Bildern.
Es ist ja ok, man muss ja nicht unbedingt ganz viel tun auf einem Barcamp. Aber helfen sollte man eigentlich können. Drei Leute für das Gemüse bitte, jemand, der den Dutch Oven trägt, einmal auf die köchelnde Marinade aufpassen… und das Aufräumen am Schluss.
Komisch, dass bei so etwas immer alle plötzlich in ganz andere Richtungen schauen.
Vielleicht lag es ein wenig daran, dass es die mit Abstand heißesten Tage des Jahres waren, da kann man schon mal in Lethargie verfallen. Aber ich finde es so schade, wenn man die besten Zutaten hat und die Würdigung dabei zu kurz kommt. Hauptsache Fleisch. Und Essen. Der Rest kommt dann halt in den Müll.
Das hört sich jetzt nach mehr Gejammere an, als ich wollte. Ich sage ja, es hat schon Spaß gemacht! Leider war ich gerade am zweiten Tag fast nur in der Küche, weil wir extrem viele Lebensmittel übrig hatten und verarbeiten wollten.
Einige Leute hatten etwas für ihre auszuprobierenden Gerichte angefragt und kamen nicht oder nutzten es dann doch nicht. So konnte ich weniger experimentieren als erhofft.
Ich habe mich um ein paar Salate und Beilagen gekümmert, Muschelspieße und Würstchen gegrillt, Minibrötchen gebacken und bei einigen anderen Dingen geholfen.
Hier, dass stand eigentlich noch auf meiner Liste:
Mal sehen, vielleicht kaufe ich mir irgendwann noch eine und teste in kleiner Runde, was man alles damit anstellen kann.
Die Salzplanken wurden übrigens auch von einem Sponsor zur Verfügung gestellt.
Ach ja, wo wir gerade dabei sind:
Ein Barcamp lebt auch von den Sponsoren!
Ein Barcamp kostet Geld und nicht alles kann über die Teilnahmebeiträge wieder eingenommen werden. Es sind immer eine Vielzahl an Sponsoren dabei, die Geld, Material, Unterbringung oder was auch immer zur Verfügung stellen. Leider gibt es auf dem Grillcamp keine wirkliche Liste, die ich hier hineinkopieren könnte.
Ein paar habe ich ja schon erwähnt.
Dazu gehört auch Smokewood mit ihrem Räucherholz. Das konnte ich leider auch nicht testen aber ich durfte ein paar einzelne Stückchen mit nach Hause nehmen. Mal sehen, wie man daraus eine Testreihe machen kann! Fisch und Meeresfrüchte hatten wir auch da. Meist versteckt sich das ja gerne hinter dem ganzen Fleisch. Dabei kann man Fisch so toll grillen!
Deutsche See war einer der Sponsoren dafür. So konnten wir Fischliebhaber versuchen, die ganzen reinen Fleischesser zumindest für ein Wochenende zu bekehren.
Zum Befeuern hatten wir unter anderem Bambuskohle. Man sieht es ja: Berge!
Am Samstag Abend konnte ich die Reste in den Grills betrachten – die hält wirklich ganz schön lange! Zu allem anderen kann ich leider nichts sagen, weil ich leider nicht dazu gekommen bin genauer zu testen.
Es ab wohl noch ein paar mehr Sponsoren, die leider Poststreik-Probleme hatten. Wüsthof zum Beispiel wollte wohl schöne, scharfe Messer zum Arbeiten vor Ort schicken. Tja, die sind wohl erst nachträglich angekommen.
Die Küchen waren ja toll aber ordentliche Messer hätten wir wirklich gut gebrauchen können. So war es am Samstag teilweise eher ein Häckseln.
Wir haben dann am Sonntag unseren eigenen Messerblock von zuhause mitgebracht – immerhin auch von Wüsthof. 😉
Soweit ich weiß kein Sponsor aber mit eigenen Grills vor Ort war Reingrill. Die eckigen Grills auf den Fotos. Eine wirklich tolle Konstruktion! Eigentlich schreit das nach einer Testreihe. Gleiches Fleisch auf drei verschiedenen Grills. Vielleicht ja nächstes Jahr.
Ein paar Impressionen aus diesem Jahr:
Eines der Highlights: Schinken-Gorgonzola-Sandwich vom Grill
Die auf dem Grill gebräunten Sandwichscheiben waren gefüllt mit einem tollen Pflaumenchutney, einem dicken Stück Gorgonzola und Kochschinken. Traumhaft! Und das schon zum Frühstück!