Als Nicht-Koch auf dem Foodbloggercamp Berlin 2014

Tag 0

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Subtile Zeichen auf dem Gehweg

Als ich vor etwa anderthalb Jahren damit begonnen habe, täglich meine Mittagessen zu fotografieren, um der (nicht nur) künstlerisch begabten Frau Bentomacherin ein Denkmal im Internet zu errichten, hielt ich das alles für eine tolle und innovative Idee. Wer macht schon Fotos von seinem Mittagessen? Nach ein paar Monaten habe ich dann spitzgekriegt, dass es „da draußen“ eine ganze Szene von Leuten gibt, die nicht nur ihr Mittagessen fotografieren, sondern zudem die Bilder auch stylen, arrangieren und dabei ziemlich professionell aussehende Blogs betreiben. Und dann gibt es plötzlich auch noch ein Barcamp, bei dem sich diese Szene zum Austausch trifft.

Ich stehe dazu, dass ich der Küche ohne klare Ansagen nichts Sinnvolles auf die Reihe bekomme. „Nudeln mit Fertigsauce“ sind schon ein echter Fortschritt gegenüber „Nudeln mit Ketchup“. Es gibt Gründe, warum ich der Herr BentoESSER bin. Ansonsten bin ich eher der Techniker, der bisher nur auf eine TYPO3-Barcamp-Vergangenheit in Hamburg und Bremen zurückblicken kann. Entsprechend skeptisch war ich, ob dieses Barcamp tatsächlich etwas für mich ist.

Im Nachhinein bin ich froh, dass ich mich dann doch noch dazu entschieden hatte, nicht erst zur von Frau Bentomacherin und mir geplanten Stadtreisen-Verlängerung, sondern schon zum Foodbloggercamp mitgekommen zu sein.

Angereist sind wir schon am Donnerstagabend mit dem Berlinilinienbus. Eigentlich ist die Bahn mein präferiertes Verkehrsmittel, aber da ich wegen des Barcamps eh gerade in Experimentierstimmung war und der Bus mit nur 9 Euro pro Person und Strecke dermaßen günstig war, haben wir die Busverbindung gebucht. Unterkunft hatten wir im Airporthotel Adlershof genommen, da wir so nur eine Aufzugsfahrt vom Veranstaltungsort, dem Kochatelier, entfernt waren. Sehr angenehm, ausschlafen zu können, sehr angenehm, abends direkt ins Bett fallen zu können.

Inoffizielle gestartet hat das Foodbloggercamp mit einem gemeinsamen Abendessen beim Italiener „Il Mondo“. Ich mag es, wenn Barcamps mit solchen „Social Events“ beginnen, dann hat man Gelegenheit, schon mal ein paar der Nasen kennenzulernen und ist am nächsten Morgen schon besser in der Gruppe drin. Meine Pizza von der Tageskarte war gut, wenn auch nicht so hervorragend, wie es einige Kommentare in einschlägigen Bewertungsportalen erhoffen ließen. Die hausgemachten Tagliatelle mit Steinpilzen und Schweinefiletspitzen tendierten verschiedenen Berichten zufolge wohl eher in Richtung „Rahmgeschnetzeltes auf zerkochten Nudeln“. Die Fassbrause war gut und wie erhofft eine „Echte“ und nicht so ein ekliges alkoholfreies Bier mit Geschmack, wie es in letzter Zeit von einigen Brauereien auf den Markt geworfen wird. Als Absacker gab es vom nahen Kaufland noch eine Flasche Bier aufs Hotelzimmer. In Berlin gibt es übrigens eine angenehm große Auswahl an dunklen Bieren. Das trifft den Geschmack von Frau Bentomacherin und mir.

Tag 1

Der Freitag begann mit einem gemeinsamen Frühstück und der Sessionplanung. Schmerzlich vermisst habe ich irgendeine Schokocreme auf dem Buffet und mich dann mit den spannenden Müslisorten getröstet, die im Angebot waren. Dummer Plan, denn Haferflocken mit Hanf- und Leinsamen stopfen so sehr, dass ich auch zum Mittagessen nicht wirklich Hunger hatte und eigentlich erst beim Abendessen wieder mit Lust eingestiegen bin. Wobei sich das dennoch als Vorteil erweisen sollte.

Meine erste Session war zum Thema Sketchnotes und wurde von Nicole (-> live life deeply-now) angeboten (wobei das „Angebot“ eher auf Nötigung zurückzuführen ist). Ich habe in den letzten Monaten vermehrt über Twitter beobachtet, dass Leute irgendwelche tollen, bunten Notizen veröffentlicht haben und mitbekommen, dass man so was als Sketchnotes bezeichnet. Das will ich auch können. Und wenn es da eine Session zu gibt, nehme ich die doch mit. Alles in allem habe ich mitgenommen, dass das alles gar nicht so kompliziert ist, dass man dafür kein Talent haben muss und dass ich das eventuell noch ein bisschen üben muss 🙂 Endsprechend habe ich auch versucht, die folgenden Sessions zu sketchen und zu twittern. Schließlich wollte ich mit meinen Werken auch mal angeben.

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Ein wenig hat die Sketchnotes Session im letzten Block gebracht.

Die zweite Session hatte das Thema „Bildkopien finden und bearbeiten“, bei dem Jan (-> Jans Küchenleben) von seinen Erfahrungen berichtete. Also zunächst tracken, ob und wo eigene Bilder im Internet kopiert wurden und wie man dann damit umgeht. Internetseiten, deren Inhalte von Benutzern einer Community gestaltet werden (Chefkoch, Foren, Blogger, WordPress), schreibt man an und bittet um Löschung. Die meisten dieser Communities haben entsprechende Kontaktformulare. Private Seiten, Vereine und NGOs schreibt man an und bietet einen Linktausch an. Links sind immer toll, und wenn das nichts fruchtet, kann man immer noch die Löschung einfordern. Kommerziellen Seiten schreibt man am Besten gleich eine Rechnung für die unberechtigte Nutzung. Hier ist es wichtig, im Vorfeld Beweise zu sichern. Bspw. durch Screenshots, ggf. auch durch einen Dritten, der im Falle des Falles als Zeuge benannt werden kann. Oder durch Metadaten. Eine eidesstattliche Versicherung klärt die Frage der Urheberschaft. Interessant bei dem Thema ist noch, dass bei einem Foto nicht erst eine gewisse „Schaffenshöhe“ erreicht sein muss, sondern schon jeder verwaschene Schnappschuss als schützenwertes Werk anerkannt wird.

Die Mittagspause lief recht ruhig an mir vorbei. Ich war eigentlich noch gut gestopft vom Frühstück und habe dann aus der Pfanne von Simone (-> LeckerBox) und Frau Bentomacherin ein bisschen Gemüse mitgegessen. An anderen Stellen im Internet werden sich sicher Berichte über das Missverständnis um das Mittagessen finden, aber da kann ich nichts zu schreiben, da es mich überhaupt nicht betroffen hat.

Nach der Mittagspause gab es eine Session zum Austausch über WordPress-Plugins, die aber daran krankte, dass das WLAN noch nicht lief. Entsprechend habe ich aus dieser Session zwar eine Liste von interessanten Plugin-Namen mitgenommen, die ich allerdings demnächst alle noch mal googeln muss.

Anschließend hatte ich meine erste Session, in der ich etwas über Lastpass, Yubikeys und (weil noch Zeit war) Trello erzählt habe.

Die letzte Session des Tages hatte ich als „Mutmach-Session“ zum selber hosten geplant. Ich hatte irgendwo gelesen, dass eine Foodbloggerin sehr lange mit sich gehadert hat, ob sie ihr Blog von WordPress.com weg auf einen eigenen Server umziehen kann und will, und dass das doch sicher schwer und nicht zu schaffen sei. Da dieses Thema dann mal etwas ist, wovon ich Ahnung habe, hatte ich einen Walk-Thru vorbereitet, um zu zeigen, dass es nicht länger als 45 Minuten dauert, ein Blog aufzusetzen und dann auch noch ein eigenes Design zu installieren. Bei der Sessionplanung hatten sich auch noch einige dafür interessiert, in der Session selbst kam dann doch nur eine Teilnehmerin, die aber scheinbar genau das brauchte, was ich vorbereitet hatte. Von daher – erfolgreiche Session.

Abends wurde in Gruppen gekocht. Irgendwie habe ich mich in die Gruppe geschmuggelt, die gegrillt hat, was bedeutete, dass ich ein schönes Stück Tier bekam. Gegrillt in einem Grillson Grill. Das ist ein ziemlich spannendes Spielzeug. Und auch wenn die Hersteller meinten, dass die Grillsaison um wäre und deshalb das Footbloggercamp nicht gesponsort haben, hat mir das Ding so gut gefallen hat, dass es dennoch ein paar lobende Worte und einen Link gibt. Das hatte was von so einer Löt-Schweißlampe, die man benutzt, um Dachpappe aufs Dach zu schweißen. Davor ist ein Fallrohr angebracht, in das geschreddertes Holz gefüllt wird. Die Lötlampe pustet nun ihre Flammen in das Holz, und das Holz macht den zuklappbaren Grillraum richtig knackig warm. Das Gerät regelt die Wärme automatisch entsprechend der voreingestellten Temperatur. Das gute 250g Rumpsteak brauchte nur knapp fünf Minuten und war fertig und butterzart. Das Monster ist noch verpackt in ein hippes Design und in der aktuellen Generation soll es sich mit einem Smartphone steuern lassen.

Tag 2

Zum Frühstück gab es heute Franzbrötchen (über deren Entstehung sicher etwas im anderen Bericht zum Foodbloggercamp in diesem Blog stehen wird) und nur ein ganz kleines bisschen von den Haferflocken. Lehrgeld vom Vortag. Die Sessionzettel des Vortags wurden bereit gehängt und jeder konnte mit Klebepunkten markieren, ob er sich für die Wiederholung einer Session interessierte. Überraschenderweise hatte meine Selfhosting-Session vier Punkte abbekommen, sodass ich sie direkt noch mal anbieten durfte.

Der erste Sessionblock ist für mich zugunsten von etwas Orgakram, Zwiebeln schneiden (scharfe Messer sind geil) und allgemeinem Warmlaufen ausgefallen.

Im zweiten Sessionblock habe ich, wie schon angedeutet, meine Selfhosting-Session noch mal gegeben. Da sich das WLAN aber irgendwie über Nacht verabschiedet hat (und sich niemand nach der ersten Session bei der Orga deswegen gemeldet hat), konnte ich leider alles nur trocken erklären und nichts zeigen. Funktionierte aber auch irgendwie – bilde ich mir zumindest ein. Und wie es aussieht, habe ich mir mit meinem vorgegebenem Fachwissen auch noch ein Migrationsprojekt eingefangen 🙂 Also Annalena (-> Hupsis Serendipity), wenn es noch akut ist, schaue ich mir das gerne mal an.

Das Mittagessen am Samstag wurde unter der erfahrenen Leitung von Marko (-> Kochatelier Berlin ) gekocht. Der Chef wusste, wie man wo den Kochlöffel zu schwingen hat, um eine Meute von 80 Leuten satt zu bekommen und die Schergen haben gespurt. Pünktlich und für alle ausreichend gab es Nudeln mit dreierlei Soßen und dazu noch Kürbissuppe. Auch ich habe mich nicht rechtzeitig verstecken können und die ehrenvolle Aufgabe des Zwiebelschneidens abbekommen. Und dabei festgestellt, dass allein ein superscharfes Messer schon dafür sorgt, dass man keine Taucherbrille mehr zum Zwiebelschneiden braucht.

Im ersten Sessionblock des Nachmittags ging es ums Schleifen und Wetzen von Küchenmessern. Durchgeführt durch den Sponsor Wüsthof gab es erst einen kurzen Imagefilm, bevor der Umgang mit Wetzstahl und Schleifstein erklärt wurde. Frau Bentomacherin und ich waren der vorherigen Aufforderung, stumpfe Messer mitzubringen, die wir anschließen scharf wieder mit nach Hause nehmen konnten, nicht nachgekommen. Derzeit haben wir nur Messer aus dem IKEA-Starter Paket zu Hause und irgendwie haben wir beide es als Sakrileg empfunden, die Dinger tatsächlich noch mal schleifen zu wollen, anstelle sie gleich zu entsorgen. Eine Meinung, die übrigens von Viola (-> Wüsthof Blog ) geteilt wurde („Das kommt mir nicht an meine Schleifsteine“). Da ich nun weiß, wie geil scharfe Messer sein können (sehr!) und was sie kosten (weniger als befürchtet), wird es demnächst bei uns neue Spielsachen in der Küche geben. Hallo Sponsor: Ziel erreicht 🙂

Eigentlich wollte ich den nächsten Sessionblock aussetzten, bin dann aber doch in die Session gerutscht, in der es um selbstgemachte Getränke ging. War lecker und werde ich an anderer Stelle wohl noch mal was zu schreiben.

Die letzte Session des Foodbloggercamp Berlin hatte als Thema Photoshop und wie man Fotos damit aufhübschen kann. Vielleicht bin ich mit zu hohen Erwartungen an die Session gegangen, auf jeden Fall habe ich hier nicht viel mitnehmen können.

Die Abschlusssession ist erfahrungsgemäß die Session, die man am wenigsten in Worte fassen kann. Von außen betrachtet wurden eine Reihe warme Worte gewechselt, ein paar Preise verlost und den Sponsoren gedankt.

Fazit

Das Foodbloggercamp hat mir gut gefallen und ich könnte mir durchaus vorstellen, wieder an einem teilzunehmen. Wahrscheinlich werde ich aber nicht nach Reutlingen fahren, denn zum einen soll es in Reutlingen deutlich kuschliger sein und zum anderen reizt mich die Stadt nicht so sehr zu einer Stadtreiseverlängerung.

Was mich ziemlich erschreckt hat, war der Umgang vieler Teilnehmer mit Helfern und Material. Die Küchen wurden nach den Kochsessions teilweise in erschreckend chaotischem Zustand hinterlassen. Dreckiges Material, dreckige Arbeitsfläche, alleingelassener Putzengel vom Kochatelier. Mit Zutaten wurde teilweise rumgeaast, als würde es kein morgen geben. Ich denke, hier würden auf zukünftigen Barcamps ein paar klare Worte von der Orga ausreichen, um alle Teilnehmer daran zu erinnern, dass man nach dem gemeinsamen Kochen auch gemeinsam aufräumen sollte. Viele Hände, schnelles Ende.

Abschließend auch von mir einen schönen Dank an Jan (-> Jan Theofel ) und Mella (-> Marsmädchen ) für das Foodbloggercamp Berlin 2014 (-> Foodbloggercamp ).

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3 Comments

  1. Annalena sagt:

    Ich habe es tatsächlich geschafft…ganz alleine! Jetzt fehlen noch Logo und Header und dann geht der neue Blog live.

    Danke für deine Unterstützung soweit!

    1. Und Anna-Lena registrier dir eine ordentliche Domain. Kein .blogspot. Google wird es danken 🙂

      VG Iris

  2. Jan Helke sagt:

    Großartig. Das freut mich sehr zu hören. Dann weiterhin viel Erfolg und Frohes Schaffen 🙂

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